Die John Watson Story

Die John Watson Story

Zwei Welten: John Watson im Brabham BT 45 B und als TV-Kommentator

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News 23.7.11: Hier gibts ein MotorSport-Podcast von 2009 mit John Watson

Letztes Update 13.5.2010:
Scans von Grand Prix Titelbildern zugefügt

Update 11.1.2010:
Ein paar Links geflickt, neuer Screenshot vom F1C CREW F1
1973 MOD online! Neues Foto Hockenheim 1971

Der Umzug der Watson Story nach "Alice" ist vollendet.

Die zwei Karrieren des John Watson

John Watson 1976 (noch mit Bart!) und der unvergessene Ronnie Peterson

I. "Watties" stürmische Formel 1 Zeit

Die meisten, die diese Zeilen lesen, werden John Watson (geb. 4.5.1946 in Belfast) eher als superben Eurosport TV-Kommentator kennengelernt haben und nicht so viel über seine Zeit als aktiver Rennfahrer wissen. Wer nach Statistiken über John Watsons F1-Karriere sucht, findet dabei 152 Starts, 5 Siege, 2 Poles und 5 schnellste Runden. Statistiken sind langweilig und oft wenig aussagekräftig. In welcher Statisktik steht, dass die Formel-Karriere des Nordiren nach schweren Unfällen schon fast zuende war, bevor sie begann? Wo wird das in den 70er Jahren schon fast sprichwörtliche Pech von Watson erwähnt? So schreibt Ulrich Schwab in seinem Buch "Grand Prix 1977": "Nach so viel Pech in den vorausgegangenen Rennen nun noch Opfer einer Fehlkalkulation. John Watson verliert den sicheren Sieg in Frankreich in der letzten Runde an Andretti aufgrund Spritmangels. Riesenpech auch beim Grand Prix von England in Silverstone: Watson fuhr ein überlegenes Rennen bis zum bitteren Ende: Seine härtester Gegner im Kampf um die Spitze, James Hunt, holte sich bei ihm eine Abfuhr nach der anderen. Wie so mancher seiner Kollegen lernte er den irischen Dickschädel als Gegner jetzt erst richtig kennen. Hunt dazu: "I would never have been able to pass him." Doch bei all seinem Können, bei aller Routine - Glück hatte Watson auch diesmal keins. In der 50. Runde winkte "Wattie" Hunt mit stotterndem Motor vorbei. In der 60. Runde rollt Watson aus. Dampfblasenbildung. Der Weltmeister von 1976 James Hunt in seinem Buch "Allem zum Trotz" über den Nordiren: "John ist ein Gegner nach meinem Geschmack. Schnell, hart, immer von Kampfgeist erfüllt, kurz ein Fahrer, der es einem nicht leicht macht. Sein grosses Problem ist, nicht über das beständige Material zu verfügen, ohne das es in der Formel 1 nun einmal nicht geht."

Aber auch das war Watson: "Der Mann, der eine halbe Saison lang Schlagzeilen machte und mathematisch schon so gut wie Weltmeister war, hat seit Monaten nichts mehr zu bestellen", schrieb Schwab 1977. Er konnte bei einem Rennen weltmeisterlich fahren und war beim nächsten plötzlich nirgendwo.

John Watson und Niki Lauda 1982 Und da war Niki Lauda, dessen Name wie ein Schatten über Watsons Karriere lag, obwohl er mit ihm stehts gut auskam. 1976 hielt Watson noch den schwer verbrannten Niki Lauda am Nürburgring im Arm. 1978 bei Brabham und 1982 bei McLaren wurde ihm jeweils der Österreicher vor die Nase gesetzt. Trotzdem kam 1982 seine grosse Stunde. All sein Pech in den vorangegangenen Jahren schien sich in Glück zu verwandeln. Heinz Prüller schreibt in seiner Grand Prix Story 1982: "Watson kann anpacken was er will: ihm gelingt alles (...) Seine Bocksprünge nach vorn sind sensationell." In Detroit fährt Watson alles in Grund und Boden. Vom 17. Startplaz hat noch keiner einen Grand Prix Sieg geschafft, nicht einmal Jackie Stewart, damals in Kyalami. Der gleiche Stewart, der über Watson stets geschmunzelt hat: "Eigentlich ist Watson ein viel zu lieber Kerl um zu gewinnen !" Jahrelang hat ihn trotz seiner unbezahlbaren Erfahrung niemand so recht ernstgenommen. Was ist anders am Watson 82? "Ich fahr nicht viel besser als früher, sondern so wie ich immer gefahren bin. Nur habe ich früher meine Fähigkeiten nicht richtig erfasst. Jetzt bin ich ehrgeiziger, aber ich fahre weder besser noch agressiver. Höchstens mit mehr Selbstvertraün." 1982 hält Ron Dennis Watson nicht unbedingt für schlechter als Lauda. "Wo liegt dann der Unterschied?" fragt Heinz Prüller. "In der Bezahlung", grinst Lauda. Dann eine Ohrfeige für ihn: Beim entscheidenen Rennen 1982 in Las Vegas tragen alle Teammitglieder "we want Watson to win" Buttons. Zwei Fahrer können noch Weltmeister werden: Rosberg und Watson. Prüller: "Watson wiederholt seine Aufholjagden von Zolder und Detroit (...) er gibt sein Maximum und geht mit fliegenden Fahnen unter". Alboreto gewinnt, Watson wird zweiter, Rosberg fünfter und damit Weltmeister.

John Watson bei der Siegesfeier Watson schockiert für die nächste Saison das McLaren-Team mit einer Gehaltsforderung von 1.3 Millionen Dollar. Worauf ihm Ron Dennis nur noch einen Vertrag von Rennen zu Rennen gibt. Auch Long Beach 1983 ändert nichts daran: Watson gewinnt vom 22. Startplatz aus, ähnlich wie in Detroit, in einem grandiosen Rennen. Bis heute Weltrekord! Ende 1983 rät Niki Lauda "Unterschreib endlich!" Doch Watson pokert mit Ron Dennis über eine fast lächerliche Summe. Niki: "Den Betrag, der fehlt, geb ich Dir: nun unterschreib!" Watsons Pokerpartie wäre wahrscheinlich aufgegangen und er hätte 1984 Lauda den Titel streitig machen können, wenn da nicht ein gewisser Alain Prost zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen wäre (zumindest aus Watsons Sicht). Was wenige wissen: Der Renault Pilot hatte damals ein Verhältnis mit der Frau des Renault Entwicklungsleiters. Es flog auf und Prost wurde gefeuert. Plötzlich war er für McLaren zu haben. Dennis griff sofort zu und Watson sass auf der Strasse. Doch Wattie wollte in der Formel 1 bleiben - aber nicht um jeden Preis. Im Frühjahr 1984 titelte die schweizer Motorsport Aktüll noch in riesigen Lettern: "John Watson bei Ligier". Im Nachhinein ein Glück für Watson, dass dieser Deal mit dem bestenfalls zweitklassigen Team niemals zustande kam. Um sich fit zu halten, fuhr der mittlerweile 38 jährige Sportwagenrennen für Porsche und gewann zusammen mit dem unvergessenen Stefan Bellof 1984 in Fuji. Bis auf ein kurzes F1-Comeback 1985 für McLaren in Brands Hatch sollte Watsons Formel 1 Karriere aber beendet sein. Nun hörte die breite Öffentlichkeit erst wieder Ende der achtziger Jahre etwas von Wattie - er wechselte in Kommentatorenlager...



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